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Exklusiv-Interview mit Boris Becker

Lesezeit 8 minutes
Exklusiv-Interview mit Boris Becker

Tennislegende Boris Becker im exklusiven und persönlichen Interview mit Immobilien-Experte Sebastian Hirsch

Dreifacher Wimbledon-Gewinner, 15 Titel im Doppel, Olympiasieger und bis heute der jüngste Wimbledon-Sieger in der Geschichte des Tennis.


Mit großer Vorfreude schaue ich auf die Uhr. Nur wenige Sekunden bis zu meiner Verabredung mit der größten deutschen Tennislegende. Pünktlich zur vereinbarten Zeit ist er da, Boris Becker.

“Boris Becker, freut mich!”

Schönen guten Tag Herr Becker!

Wunderbar und herzlichen Dank, dass wir miteinander reden können. Wir freuen uns, Sie als Interviewpartner für unser Immobilienmagazin begrüßen zu dürfen!

“Ja, ganz meinerseits. Dann schießen Sie mal los!”

Prima, vielen Dank! Wie würden Sie sich selbst mit wenigen Worten für eine jüngere Generation beschreiben und vorstellen, die Sie zwar kennt, selbstverständlich, aber Ihre Erfolge nicht live miterlebt hat?

“Ja, das begegnet mir ja schon mal, z.B. durch die Freunde meiner Kinder, der jüngeren Kinder, die nicht auf der Welt waren, als ich Tennisspieler war, wobei es mich überrascht, dass sie doch relativ viel durch die Eltern oder die sozialen Medien, durch Google, wissen, wer ich bin. Aber in der Regel sag ich: So, ich bin der Vater von Amadeus oder Noah. Das ist immer meine Eröffnung. Ich stelle mich als Vater von meinen Kindern vor und weniger mit dem, was ich gemacht habe. Dass Sport mein Beruf ist, früher aktiv und heute auf der anderen Seite als Kommentator und Fernsehexperte. Das ist mein Sport, das ist Tennis, das sind so drei vier Sätze, und das wars dann eigentlich auch schon.”

Was hat Sie ursprünglich dazu bewegt, überhaupt mit dem Tennis zu beginnen?

“Meine Eltern sind da schuld, und meine Schwester. Mein Vater war Architekt, er hat unter anderem den heimischen Tennisclub gebaut, den Tennisclub Leimen. Dazu kam, meine Schwester war auch eine passionierte Tennisspielerin. Und wo nimmt man dann den kleinen Boris mit hin am Wochenende? Man nimmt ihn mit zum Tennisclub, der da gebaut wurde. Und so bin ich eigentlich mit der Muttermilch zu frühesten Tenniserfahrungen gelangt. Wissentlich habe ich zum ersten Mal mit drei Jahren Tennis gespielt, das war mit meiner Schwester, und gerne an die Tenniswand im Tennisclub, oder auch mal an die Hauswand zuhause. Das muss ich auch ganz gut gemacht haben, mit sechs Jahren habe ich dann mein erstes Jugendturnier gewonnen. Das ist also schnell gegangen. Und ja, der Rest ist Geschichte. So waren die ersten Schritte des jungen Tennisspielers Boris B.”

In dem Fall, wenn Sie sich schon gerade zurückerinnern, was würden Sie denn jungen Sporttalenten auf ihrem eigenen Weg zum Profisportler raten?

“Also grundsätzlich finde ich, Sport für Kinder und Jugendliche ist Pflicht, sie sollten sich alle sportlich betätigen. Das muss nicht Tennis sein, das kann Leichtathletik, Fußball, Schwimmen oder Skifahren sein. Ich glaube, gerade Sport ist für junge Menschen ein guter Lehrmeister, auch was die eigene Courage angeht. Man lernt früh, dass es im Team leichter geht, man lernt zu gewinnen und zu verlieren, man hat Ziele, man ist ehrgeizig. Es ist eben gut für Körper, Geist und Seele. Es muss nicht jeder Profisportler werden, weiß Gott nicht! Ich habe meinen eigenen Kindern dazu geraten, es nicht zu tun, weil es in der Regel nicht klappt, aber ich habe sie schon mehr als animiert, auf jeden Fall Sport zu machen. Welchen könnt ihr euch selbst auswählen.”

Als Person des öffentlichen Lebens sind Sie Vorbild für viele Menschen. Wie gehen Sie persönlich mit dieser Vorbildfunktion um bzw. spüren Sie hier eine gewisse Verantwortung, die dabei mitschwingt?

“Schon, es ist natürlich eine große Erwartung, aber natürlich auch eine große Verantwortung, mit 17 das wichtigste Tennisturnier gewonnen zu haben. Wenn man selbst noch ein Kind ist und dann gleich Vorbild sein zu wollen, ist vielleicht ein bisschen viel. Aber ich habe die Nation natürlich nicht gefragt, die hat es einfach so entschieden. Und es ist schwierig. Erstens kann ich nicht jedes Mal gewinnen und zweitens werde ich auch Fehler machen. Und wie Sie vielleicht wissen, habe ich einen regen Abtausch mit den deutschen Medien. Vom Himmel gelobt bis zur Hölle verfolgt. Und das ging eigentlich damals schon los, weil es einfach unmöglich war, die Erwartungshaltung perfekt zu erfüllen. Und deswegen habe ich mich auch gesträubt, ein Vorbild sein zu wollen, weil, ich bin ein Mensch, und Menschen machen Fehler.”

Sie haben in so jungen Jahren das Wimbledon-Turnier gewonnen.

Beschreiben Sie aus heutiger Sicht, was sich zu damals verändert hat, und was Sie seitdem geprägt hat. War es Ihnen denn damals schon bewusst, dass Sie da gerade Geschichte geschrieben haben?

“Ich habe schon gefühlt, mit 17, als ich den Matchball verwandelt habe, dass sich jetzt irgendwas verändert hat. Was genau wusste ich nicht, aber man hat so einen Instinkt. Und als dann die Siegerehrung war und die ersten Gratulanten, von dem Bundespräsidenten Weizäcker, die ganze Royal-Box, und natürlich meine Eltern, dann auch meine Kleinstadt Leimen, Bürgermeister Ehrbar und wie sie alle hießen, da wusste ich schon, irgendwas ist anders. Menschen haben mich anders angeschaut, anders mit mir gesprochen. Bewusst wird das einem vielleicht erst nach der Karriere, weil man ja als Tennisspieler meistens in so einem Tunnel steckt.”

Sie sprechen was ganz Wichtiges an, auch in Bezug auf Ihre Heimat, die Sie erwähnt haben. Wenn Sie Ihren Geburtsort Leimen besuchen, was ist denn dort das Erste, was Sie in Ihrer Heimat machen?

“Ja, ich besuche meine Mutter regelmäßig in Leimen. Und häufig gehen wir zum Tennisclub Blau-Weiß Leimen, gerne auch mal zum Mittagessen.”

Weil man das sehr gut an Ihrer Heimat-region festmachen kann, geht die Diskussion der steigenden Quadratmeterpreise im deutschsprachigen Raum nicht spurlos an einem vorbei. Wer ein Eigenheim möchte, der muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als zur damaligen Zeit. Welche Meinung vertreten Sie in dieser ganzen Debatte um die steigenden Immobilienpreise?

“Das ist letztendlich Angebot und Nachfrage, das sind die Zeichen der Zeit. Das hängt auch damit zusammen, dass plötzlich aus einer Mark ein Euro wurde. Und wir alle wissen, das was früher ein halber Euro wert war, ist heute 1 ganzer Euro, also ist auch das Geld weniger geworden. Heute sind 100.000 Euro wahrscheinlich weniger wie vor 20 Jahren 100.000 Mark. Man bekam damals mehr für 100.000 Mark wie heute für 100.000 Euro. Und deswegen ist es auch so in der Immobilienbranche. Ich bin jetzt kein Fachmann, aber hatte schon viele Wohnungen und Häuser in meinem Leben, und hätte man in den 80er Jahren deutlich mehr gekauft, würde man heute lachen. Aber danach ist man immer klüger.”

Ja, selbstverständlich. Das Investment in Immobilien ist bekanntlich sehr begehrt bzw. steigt jetzt auch deutlich weiter. Wie leben Sie privat und welchen Einrichtungs-stil präferieren Sie?

“Also, ich bin momentan in einer Penthouse-Wohnung in Battersea, über zwei Etagen, und würde das als Loft bezeichnen. Derzeit bin ich Single und lebe alleine.”

Als Tennistrainer von 2013 bis 2016 hatten Sie Glück und Erfolg, wie auch als Spieler. Wie war das für Sie, die Rollen zu tauschen?

“Ja, das ist eine schwierige Aufgabe für Einzelsportler, weil ein Einzelsportler nur auf sich schaut. Und ich glaube, ich wäre ein schlechter Trainer gewesen wäre, hätte ich direkt nach meiner aktiven Zeit den Trainerjob übernommen. Ich gründete damals mit Mercedes Benz und dem Deutschen Tennis Bund (DTB) das Mercedes Junioren-Team, das ich fünf Jahre geleitet habe. Da war ich Mentor und hatte meine zwei Trainer, Klaus Hofsäß und Klaus Leimbach. In diesen fünf Jahren haben wir einige junge Spieler hervorgebracht, und da habe ich Gefallen daran gefunden, auf der anderen Seite des Netzes zu stehen und Nachwuchsspielern meinen Sport beizubringen. Das hat sich dann ein bisschen zerschlagen, weil das Fernsehen mich entdeckt hat - oder ich das Fernsehen -und habe da angefangen, zuerst in Englisch, viele Jahre alle wichtigen Grand-Slams zu moderieren und kommentieren, bis mich dann das deutsche Fernsehen entdeckt hat, in dem Fall Eurosport.”

Das klingt nach einer sehr erfüllenden Aufgabe?

“Ja, da haben Sie Recht, ich habe das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu dürfen.”

Ja, absolut, das ist die ideale Kombination. In Bezug auf das Leben: Welche Werte vertreten Sie selbst und welche Werte vermissen Sie in unserer Gesellschaft?

“Das ist eine kurze, aber schwierige Frage. Dank des Internets und den sozialen Medien gibt es eine Überflutung von sogenannten Fakten (fake news), wobei man immer mehr feststellt, dass viele Fakten gar keine sind. Deswegen kann man schon mal den Kopf verlieren und eine falsche Meinung haben. Es ist der Mann im Spiegel, den man jeden Morgen sieht, dass man authentisch und glaubwürdig bleibt - und dass man nach bestem Wissen und Gewissen handelt. Das finde ich ganz wichtig. Wie gesagt, wir haben alle Fehler, aber das sollte nicht bewusst passieren. Und das ist so ein bisschen verloren gegangen. Bei vielen, vor allem bei der der jungen Generation, geht es jetzt darum, gut auszusehen und so viele Follower zu haben. Gut auszusehen und ein perfektes Bild zu vermitteln, was man wahrscheinlich gar nicht ist.”

Da hat durchaus ein Wandel in der Gesellschaft stattgefunden. Daher auch die Frage, wie Sie denn persönlich mit negativen Medienberichten über sich selbst umgehen?

“Ja, das ist so ein bisschen die Kehrseite der Medaille. Ich weiß mittlerweile, dass mein Name einfach Zeitungen und Magazine verkauft, Auflagen bringt. Die MARKE „Boris Becker“ wird instrumentalisiert für Funk und Fernsehen. . Leider muss ich oft rechtliche Schritte einleiten gegen „FAKE NEWS“ und Berichterstattungen da es manchmal anders nicht geht.”

Gab es Zeiten in denen Sie es bereu(t)en in der Öffentlichkeit zu stehen?

“Ja, natürlich. Ich hätte den Matchball auch verschlagen können, da bin ich selbst Schuld.”

Hat Sie die damalige Leistung, der Erfolg, die Nr. 1 der Weltrangliste, persönlich verändert, Herr Becker?

“Ich glaube nicht, aber das sollen andere beurteilen. Ich hoffe, dass ich im Kern immer noch der Gleiche bin, wie der, der mit 17 Wimbledon gewonnen hat. Heute habe ich aber mehr Lebenserfahrung, habe unglaublich spannende und beeindruckende Menschen kennengelernt, und habe mein Wissen deutlich ausgebaut. Ich muss Ihnen auch ehrlich gestehen, dass es mich etwas überrascht, dass ich immer noch so häufig in den Medien stattfinde. Vielleicht ligt es an meiner Meinung die ich zu Themen habe, welche in der Masse nicht immer geteilt wird.”

Hat Sie die damalige Leistung, der Erfolg, die Nr. 1 der Weltrangliste, persönlich verändert, Herr Becker?

“Ich glaube nicht, aber das sollen andere beurteilen. Ich hoffe, dass ich im Kern immer noch der Gleiche bin, wie der, der mit 17 Wimbledon gewonnen hat. Heute habe ich aber mehr Lebenserfahrung, habe unglaublich spannende und beeindruckende Menschen kennengelernt, und habe mein Wissen deutlich ausgebaut. Ich muss Ihnen auch ehrlich gestehen, dass es mich etwas überrascht, dass ich immer noch so häufig in den Medien stattfinde. Vielleicht ligt es an meiner Meinung die ich zu Themen habe, welche in der Masse nicht immer geteilt wird.”

Ich würde Sie zum Abschluss bitten, diese Sätze aus Ihrer Perspektive zu vervollständigen: Der erste Satz wäre:

Mit dem Bodensee verbinde ich….

“Mal kurz überlegen. In Radolfzell und in Konstanz am Bodensee habe ich mein erstes großes Jugendturnier gewonnen! Da war ich, glaub ich, 11.”

Beruflicher Erfolg ist für mich….

“Mein beruflicher Erfolg ist mir natürlich sehr wichtig, das Leben meiner Kinder hat aber oberste Priorität.”

Und Ihr größtes Highlight war…

“Sportlich gesehen das Gewinnen des Wimbledon-Turniers und privat die Geburt meiner Kinder.”

Zum Abschluss, was wünschen Sie sich von bzw. auch für die Zukunft?

“Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir in diesen schwierigen Wochen im Lockdown gelernt haben, dass man Geld nicht essen kann und dass wir wieder etwas menschlicher miteinander umgehen sollten.”

Vielen Dank für

Ihre Zeit,

Herr Becker!

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